klausmong1 hat geschrieben:Ich will zwar schnell durch die Türkei, aber trotzdem die Zeit nehmen um Dinge anzusehen, das ist mir wichtig
Mein letztes Mal Türkei war vor 4 Jahren, aber auch da war es noch so, daß der türkische Staat motiviert war Sondereinnahmen zu generieren. Dazu sucht er sich jede Gelegenheit moppedfahrende Touristen zu erleichtern. Ich kenne die Tendenz der vergangenen drei Jahre nicht. Aber wenn sich nichts Grundlegendes [1] geändert hat, dann sind zum schnellen(!) Durchkommen weder die Autobahn am Schwarzen Meer entlang (viele Orte, viele in Gegenrichtung am rechten Straßenrand geparkte PKW mit netter technischer Ausstattung "Made in Germany") oder die übliche Strecke über Ankara, Sivas, Erzurum zu empfehlen.
Auf mehreren Türkeireisen ergab sich folgende Szene ggf. mehrfach: "Mist, Kamerawagen übersehen!" Danach ist typischerweise in wenigen km Entfernung die Zahlstelle aufgebaut. Es gibt außer sehr teuer bezahlen [2] zwei Möglichkeiten: entweder im "Windschatten" eines LKW die Zahlstelle passieren oder zwischen dem Kamerawagen und der Zahlstelle umdrehen und eine alternative Streckenführung wählen. Am Schwarzen Meer entlang funktioniert letzteres tendentiell gar nicht, aber im Landesinneren. So kamen wir jeweils zu ganz tollen Stellen und Strecken, die wir sonst nicht gewählt hätten

Zu anderen Punkten: bei einer Durchreise würde ich auf Kappadokien verzichten. Es täte Dir einfach leid, dort vorzeitig aufzubrechen, ohne allzu viel gesehen zu haben. Fahr lieber im Norden entlang! Die schönen und bekannten Küstenorte in Reichweite von Istanbul und Ankara sind allerdings an den Wochenenden überlaufen, also einkalkulieren bei der Übernachtungssuche. Denn auch die einheimischen Städter schätzen so Orte wie Sile, Akcacoca oder Amasra. Wenn Du ein wenig schön erhaltene Schwarzmeerküstenhinterlandsarchitektur sehen möchtest, dann suche Dir eine Übernachtungsgelegenheit in Safranbolu oder Kastamonu (mein Favorit

).
Das bereits erwähnte Yusufeli kann ich ebenfalls empfehlen

Dort gibt's einerseits touristische Infrastruktur, eine Menge tolle Landschaft auch mal mit Wasserfällen und insbesondere etliche armenische Kirchen in einem mehr oder weniger verfallenen Zustand, teils recht weit oben in den Bergen. Ich bin der Meinung, daß man genau dort ein bißchen was von den Resten einer hier nicht mehr vorhandenen armenischen Kultur anschauen sollte. Je nach Deinem Zeitplan empfiehlt sich ggf. ein Extratag nahe Kars, um die Ruinen von Ani anzuschauen.
BTW falls Du echte, also gebührenpflichtige Autobahn fahren möchtest, dann achte drauf, daß Dir die Gauner vorher(!) verraten, wieviel Maut Deine geplante Strecke kosten wird. Uns verkauften sie trotz Nennung unserer Streckenwahl (ungefähr Ankara bis kurz hinter Istanbul) eine Guthabenkarte (pro Fahrzeug eine, ausschließlich für Moppeds nutzbar, nicht auf Autos übertragbar), die weit überhöht war: 50DM. Und dann versuche mal den Rest wieder ausbezahlt zu bekommen. Vergiß es! Ich glaube, daß ich beim nächsten Mal die Taktik eines unterwegs getroffenen Australiers beherzigen werde: einfach die meist linke (Automatik-)Spur zum Durchfahren nehmen. Da ertönen zwar diverse akustische Beifallsbekundungen, aber die konnte man angeblich vor einigen Jahren ignorieren. Ich möchte hier nicht dazu aufrufen jegliche Gesetze zu brechen, aber manches an den Regeln des türkischen Straßenverkehrs hat mich extremst gestört, und dazu gehörte die Verarschung mit der angeblich so nötigen Guthabenkarte. Heute würde ich denen natürlich mit Seehofer und Dobrindt drohen

Gruß, Ralf
[1] Moppeds dürfen auf Landstraßen 70km/h fahren, alle anderen 90km/h, also auch LKWs [3].
[2] Im Jahr 2004 für behauptete 32km/h zu schnell im Pulk mit allen anderen, also auch LKW, sollten es umgerechnet 170DM sein.
[3] Wenn Du mit dem Blick in den Rückspiegel erkennst, daß gerade 40t (oder ein paar mehr) erfolgreich zum Überholen ansetzen und ausscheren und Dein GPS reale 115km/h meldet, weißt Du, wie das mit den Geschwindigkeiten aussieht. BTDTNT.