Wir diskutieren unsere weiteren Plaene beim Fruehstueck, und es war fast mittag als wir uns voneinander verabschiedeten.

Mein Plan war, die Kueste herab nach Metkovnic zu fahren und von dort Richtung Mostar, Gacko und Foca ins Landesinnere vorzustossen. Diese Route war auf der Karte fast komplett mit einer gruenen Linie als 'besonders sehenswert' gekennzeichnet.
Die Adriakueste war so schoen, wie ich sie in Erinnerung hatte. Es gab wenig Verkehr und ich tuckerte vor mich hin, gelegentlich einen LKW ueberholend.


Nahe Komin verlaesst die Strasse die Kueste und folgt dem Fluss Neretva fuer einige Kilometer. Hier waren beide Strassenraender gesaeumt mit Obst-, Gemuese- und Honigstaenden. Alles war ueberall in die gleichen Netze verpackt, was mich irgendwie abstiess. Dies sah mehr nach einer Touristenfalle aus als nach Bauern, die ihre Produkte direkt selber verkauften.
Ich folgte dem Fluss weiter nach Mostar. Unterwegs bemerkte ich die erste Moschee auf dieser Tour:

Mostar entpuppte sich als reiner Stau, etwas worauf ich so gar keine Lust hatte. Zudem hatte ich meinen erste (und einzige!) Begegnung mit einem Typen, der mit Geld abluchsen wollte, weil ich zum Wenden auf einen Parkplatz gefahren war. Es war nicht einmal klar, ob er wirklich zu dem Platz gehoerte oder nur dort unter einem Baum doeste.
Ich sah also zu, moeglichst schnell die Stadt wieder zu verlassen. Spaeter erfuhr ich, dass die Altstadt ganz nett sein soll, mit einer alten Bruecke, von der man im Sommer gern in den tief darunter liegenden Fluss springt. Aber fuer mich war Mostar einfach nur ein Stau.
Natuerlich ist es sinnvoll, sich vorher mit den Reiselaendern bekannt zu machen, um ueber moegliche Routen und Ziele zu lernen. Aber meistens fehlt mir dazu die Zeit.
Fuer mich ist das aber kein Problem, da ich meinen Urlaub meistens innerhalb Europas verbringe, so dass es kein Problem ist wiederzukommen. Dies war bereits meine zweite Reise in diese Gegend, und es wird nicht die letzte sein!
Nun ging es am Fort Blagaj vorbei weiter.


Irgendwann wies mich das GPS zur Umkehr an, was seltsam war. Ich entschied, erstmal weiterzufahren, um nach Strassenschildern zu schauen und zu sehen, ob es die Route neuberechnen wuerde. Das tat es dann auch und empfahl jetzt, links auf einen Feldweg abzubiegen. Ein Blick auf die Karte sagte mir, dass das GPS im Recht war.


Immer den GPS-Anweisungen folgend ging es jetzt ueber ein Netzwerk von Feldwegen, immer wieder rechts oder links abbiegend. An einem Punkt ging der Weg einen kurzen, aber steilen Anstieg hinauf. Der Boden bestand hier aus anstehendem Fels, ueberdeckt mit lockerem Flussgeroell. Das Hinterrad grub sich ein, aber der TKC80 konnte nicht genug Grip aufbauen. Mit gezogener Bremse - akrobatische Figuren ausfuehrend, um den Fuss auf der Hinterradbremse zu behalten - rutschen das Mopped und ich rueckwaerts wieder den Hang hinab.
Als Folge fiel ich also hier, auf einem einfachen Feldweg und nur Stunden nachdem ich mich von Maddin verabschiedet hatte, um. Es war nicht wirklich ein Sturz, da ich quasi stand und dass Mopped seitlich in der Fahrspur lehnte, aber technisch gesehen war es mein erster Fall auf diesem Motorrad.
Wie so oft vergass ich, ein Foto zu machen. Alles was ich bieten kann, ist dieses Foto ein paar hundert Meter weiter, nachdem das Geroell wieder normalem Schotter gewichen war.

Etwas spaeter musste ich wieder anhalten, um zu sehen, wo es lang ging. Laut GPS war ich vor kurzem von der Route abgekommen - allerdings wusste ich, dass ich keinen Abzweig verpasst hatte. Der Weg fuehrte in ein ausgetrocknetes Flusstal, um etwa 50m weiter flussabwaerts auf der anderen Seite wieder herauszufuehren. Drueben fand sich dann wieder ein etwas breiterer Weg.
Zuhause stellte sich dann anhand Google Earth heraus, dass es tatsaechlich eine sehenswerte Bruecke aus dem 16ten Jahrhundert gab (43 14.57N / 18 13.90E), wenn ich dem GPS gefolgt waere.
Anscheinend haben die lokalen Bauern sich aber entschieden, sie nicht weiter zu nutzen. Ein weiterer Grund wiederzukommen.

(Quelle:
http://www.panoramio.com/photo/94061303)
Kurze Zeit spaeter war ich wieder auf der eigentlichen Strasse nach Gacko bzw. Foca. Die Schatten wurden langsam laenger, und es wurde auch kuehler als ich einem Tal in die Berge folgte. Hier war der Sutjeska National Park, einer der letzten Urwaelder Europas. Laut Wikipedia allerdings nicht der Natur wegen, sondern aufgrund einer historischen Schlacht zum Schutzgebiet erklaert.

Fuer mich war zu dieser Zeit aber nur noch ein kleines rotes Dreieck auf der Karte wichtig, welches einen Campingplatz und somit warmes Essen und hoffentlich eine warme Dusche in Aussicht stellte. Einige Kilometer vor Popov Most sah ich dann ein Restaurant mit einem Campingschild. Der Besitzer sprach gutes englisch und auch einige Brocken deutsch. Er erklaerte mir, dass es kein richtiger Campingplatz sei, ich aber eingeladen sei, umsonst in seinem Garten zu zelten, wo es auch Wasser, Licht und Strom gaebe. Beim Schein der Stirnlampe war das Zelt schnell aufgebaut, und alsbald fand ich mich in seinem Restaurant (43 22.14N / 18 42.04E) wieder.